
Wolfsriss? Dutzende Lämmer in Trusetal tot oder verschwunden
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05. Mai 2025, 20:30 Uhr
Wolfsrisse sind eigentlich kaum mehr eine Neuigkeit. In Trusetal im Landkreis Schmalkalden-Meiningen gab es jetzt aber offenbar einen besonders dramatischen Fall. Ein Tierhalter will Dutzende Lämmer verloren haben - augenscheinlich an Wölfe.
Seit April herrscht bei den Heidschnucken Lammzeit. Die Schafsrasse stammt vom europäischen Wildschaf, dem Mufflon ab. Toni Stadlers Herde besteht aus 65 weiblichen Schafen und zwei Böcken. Schon in den vergangenen Wochen hat der Landwirt aus Floh-Seligenthal gemerkt, dass immer wieder Lämmer fehlten. Dann fand er einen der Böcke total zerfetzt auf der Weide.
Auf einen Schlag zwölf tote Lämmer
Am Wochenende dann ein weiterer, riesiger Schock: Auf einen Schlag lagen nach Stadlers Angaben zwölf tote Lämmchen auf der Wiese, außerdem zwei tote Muttertiere. Der Landwirt geht davon aus, dass mittlerweile alle Lämmer auf der Welt sind. Bei der Herde stehen allerdings nur zwei Jungtiere.
Der Verbleib der anderen ist unklar. Möglicherweise wurden sie Opfer von Wölfen. Es gibt auch Bilder einer Wildkamera, die Wölfe zeigen. Der offizielle DNA-Beweis steht zwar noch aus, aber auch die Riss-Gutachterin vom Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolfsriss aus. Das teilte ein Sprecher aus dem Umweltministerium MDR THÜRINGEN mit.
Geschützt waren die Tiere, die auf hügeligem Gelände weiden, durch einen ein Meter hohen Elektrozaun. Toni Stadler weiß, dass der Zaun, um wolfssicher zu sein, mindestens 1,2 Meter sein müsste. Der Landwirt sagt auch, ja, das Problem könne sicher mit Hilfe von Herdenschutzhunden gelöst werden. Er halte die Schafe jedoch nur als Nebengewerbe zur Landschaftspflege. Die Areale wolfssicher zu machen, würde zusätzliche Zeit und Energie kosten, das könne er nicht stemmen. Die Heidschnucken seien zudem sehr scheu und müssten an Hunde erstmal gewöhnt werden.
Herde ist vorerst geschützt untergebracht
Der Schock über den Verlust zahlreicher Tiere sitzt bei Toni Stadler tief: "Normalerweise ist diese Jahreszeit die schönste - zu sehen, wie die Lämmer über die Weide springen."
Seine Herde steht jetzt in einem Solarpark - da sind sie fürs Erste geschützt. Früher oder später müssen sie aber wieder auf die Flächen, sonst bekommt der Landwirt Probleme mit seinen Vertragspartnern. Sorge bereitet ihm auch, dass die Euter der Schafe kaputt gehen könnten: "Das passiert, wenn sie Milch tragen, aber gar kein Lamm mehr säugen."
Wie es für ihn und seine Schafshaltung weitergeht, kann der Landwirt aus Floh-Seligenthal zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Immerhin: Die Chancen, dass Toni Stadler den Schaden in Höhe von mehreren Tausend Euro kompensiert bekommt, stehen gut.
Normalerweise werden Risse nur dann finanziell erstattet, wenn der Zaun gemäß der Regularien wolfssicher war. Eine Ausnahme ist jedoch, wenn ein Landwirt erstmalig einen Riss zu beklagen hat. Und für Toni Stadler war es zumindest der erste, den er offiziell gemeldet hat.
MDR (med/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 05. Mai 2025 | 19:00 Uhr